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14.06.2020

Mein erster Segeltörn

Segeltörn vom 06.06.2020 bis 13.06.2020
2x Bavaria 46 Cruiser ab Großenbrode
Skipper : Jens Beckert , Uwe Brokate

Bericht eines Crewmitglieds

 
Alles beginnt mit einem Buch und einem „Knotenfloh“.
3 Knoten gelernt, etwas Wissen über Luv und Lee und dass dies „Teil“ auf dem Wasser schwimmt. Bepackt mit Funktionskleidung und Gummistiefeln geht es am Samstag los. Mit an Bord: ein Einkauf für eine Atlantiküberquerung. Bananen sollen „rein wie raus“ schmecken…. nun ja !? Reisetabletten sind auch eingepackt, es kann nichts schief gehen.
Die erste Begegnung mit dem Schiff wirft Fragen auf. Wir komme ich da eigentlich drauf, so lange Beine habe ich nicht. An Bord gibt es eine Einweisung , auch in dass Bord-WC. Technik die begeistert … oder auch nicht. Vielleicht kann ich ja alles ausschwitzen, um dies Teil nicht bedienen zu müssen!?
Dann geht es am Sonntag endlich los. Dass Herz schlägt wie verrückt. Mache ich das hier alles richtig? Leinen Los, Fender hoch und die Dirk etwas anziehen. Wie, Dirk …. ?? Wer ist Dirk und warum soll ich Dirk anziehen, kann der dass nicht allein !? Ah, okay …. DIE Dirk ist eine Leine …. ich bin beruhigt. Die ersten Eindrücke auf See erschlagen mich. Blauer Himmel, dass weite Meer , der Wind. Gefühle von Freiheit und Glück machen sich breit. Unfassbar schön ist das!! Dann bekommt Rasmus endlich seinen Schnaps und wir natürlich auch. Na wenigstens weiß ich jetzt, wovon mir übel wird .Damit bin ich nicht allein, die anderen werden auch leicht grün im Gesicht, was dem Skipper doch zu einem leichten Grinsen bewegt.
Nachdem das Anlegen im Hafen geglückt ist, gibt es aus der „Kombüse“ das Erste warme Abendessen. Ein Glas Wein an Deck mit atemberaubenden Blick in den Sonnenuntergang. Erschöpft und völlig überwältigt falle ich in die kleine kuschelige Koje, voller Erwartung auf den nächsten Tag.

Am Morgen des zweiten Tages bewaffne ich mich mit  Badetuch, Schlappen und Kulturtasche. Auf geht s zum Duschen. Alles etwas ungewohnt. An Deck gibt es Frühstück und ich freue mich auf einen neuen Segeltag bei schönem Wetter. Heute sind Begriffe wie „Steuerbord“ und „Backbord“ nicht mehr so befremdlich. Der Skipper erklärt geduldig die gleichen Abläufe wie am Vortag . Souverän am Steuerrad steht er … wie ein alter „Seebär“. Wir fragen uns immer wieder, ob wir das hier alles jemals lernen werden!? Fotos werden gemacht und Rasmus bekommt auch wieder einen Schluck aus der Pulle. Entspannung pur, an diesem wunderschönen Tag. Erst als wir uns dem nächsten Hafen nähern, steigt die Anspannung. Klappt das mit diesen seltsamen Knoten noch? Vergessen … wie blöd. Leichte Panik kommt auf … zumindest bei mir. Der Skipper ist irgendwie nicht aus der Ruhe zu bringen. Geschafft, jetzt erstmal ein Gläschen Wein zur Beruhigung.
Ein neuer Tag, neues Glück, neuer Hafen.Wir bekommen Anweisungen vom Skipper. Von Wanten über Schoten bis hin zum „Lümmelbeschlag“ …… nie gehört vorher. Stolz wie „Oskar“ darf ich das Boot heute aus dem Hafen steuern. Rasmus bekommt heute Friesengeist … und wir natürlich auch. Ein unglaublich großes Segel rollt sich aus dem Mast und los geht‘s. Ich darf heute bei heruntergelassener Badeplattform etwas „Wellness“ machen. Die Sonne brennt. Weit und breit kein Land in Sicht. Herr Ober, wo bleibt mein Cocktail!?

Am Abend wird an Bord wieder lecker gekocht, einfach und lecker. Der anschließende Abwasch ist schnell erledigt. Bei Bier und Wein wird Karten gespielt, erzählt und viel gelacht. Dann geht‘s wieder ab in die gemütliche kleine Koje.
Am nächsten Morgen ist das Wetter nicht mehr so prall. Der Wind bläst beachtlich. Ich frühstücke wohl eher etwas Leichtes, wer weiß was da kommt!? Bereits kurz hinter dem Hafen werden die Wellen recht hoch. Der Himmel ist Grau. Nun ja, Augen zu und durch…. oder wie sagt man? Die Wellen werden noch höher, die Segel stramm im Wind und wir liegen mit dem Kahn ziemlich auf der Seite . Wir „Neuen“ schauen ängstlich den Skipper an, der seelenruhig mit einem Pott Kaffee und einer Zigarette am Steuer steht . Umkippen können wir nicht, sagt er. Da hängt eine „Bombe“ mit sehr viel Gewicht am Kiel. Wie jetzt „Bombe“?? Das hätte er ja auch mal früher sagen können , dass wir eine Bombe mitführen. Eine Mischung aus Respekt vor der Natur, Anspannung und Abenteuerlust macht sich breit. Ich fühle mich wie in einem Actionfilm. Die Wellen lösen ein Kribbeln im Bauch aus, wie bei einer Achterbahnfahrt. Gischt spritzt ins Gesicht. Ich schmecke das Salz auf den Lippen und fühle mich lebendig. Die Gesichtsfarbe von zwei anderen Crew-Mitgliedern ändert sich. Einer hängt über der Reling und macht komische Geräusche.Fische werden gefüttert. Ich drehe mich dezent in eine andere Richtung und versuche an nichts zu denken. Tief einatmen und weit nach vorn schauen, das hilft.

An diesem Abend, mit Einlaufen in den sicheren Hafen weiß ich: Dies ist nicht mein letzter Törn. Essen wird an diesem Abend nicht für alle gekocht. Es gibt jemanden an Bord, der keinen Hunger hat. Am nächsten Morgen ist es wieder recht windig und Nebel zieht auf. Unser letzter Tag. Wir müssen zurück nach Großenbrode. Wind fast von vorn, wir müssen viel kreuzen. Die Sicht ist schlecht, die Augen sehr angestrengt und müde. Der Törn geht zu Ende, Wehmut macht sich breit. An diesem Abend bleibt die Küche kalt, wir gehen Essen. Die Sachen werden gepackt, um am nächsten Morgen schnell dass Schiff zu verlassen. Um 9.00 Uhr ist Abgabe bzw. Rückgabe.
Für mich steht nach diesem ersten Törn definitiv fest, ich möchte wieder an Bord … und das möglichst bald!!



G.Warnecke im Juni 2020
       


Segel-Club Hameln e.V.
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